Pimcore PIM – der digitale Alleskönner

Produkt-, Bild- und Videoinformationen, E-Commerce- und ERP-Anbindung, Kundendaten – moderne Websites und digitale Plattformen müssen einer wahren Datenflut Herr werden. Oft im Zentrum: Die Content Manager, die in dieser Flut immer neuer Informationen zu ertrinken drohen. Denn das klassische Content Management System stößt hier immer öfter an seine Grenzen. Kein Wunder, ist es doch vorranging ein Werkzeug zur Content-Erstellung, nicht jedoch zur Verwaltung, Aktualisierung, Strukturierung, Versionierung und Vernetzung von Daten.

Wer - um im Kontext zu bleiben – den Kopf über Wasser halten will, setzt auf sogenannte Digital Experience Plattformen wie Pimcore.

Im Interview beantwortet Mircea Dorneanu, Pimcore Experte bei bei +Pluswerk München,  die wichtigsten Fragen zum „digitalen Alleskönner“.

Mircea, Du hast bereits 2015 Deine ersten Projekte erfolgreich in Pimcore umgesetzt. Was ist Deiner Meinung nach der größte Vorteil gegenüber einem „traditionellen“ CMS?

Mein erster Berührungspunkt mit der Software war ein kleines Projekt, bei dem es darum ging, Künstlerprofile zu präsentieren und zentral zu verwalten. Wenig später folgte bereits das erste größere Projekt für ein Verlagshaus: Ein Online-Shop mit physischen und digitalen Produkten. Einer der großen Vorteile von Pimcore gegenüber herkömmlichen CMS ist die Fähigkeit, mehrere benutzerdefinierte Datentypen einfach einzubinden und zu verarbeiten, was die Einrichtung komplexer Websites ermöglicht, ohne einen bestimmten Workflow vorzuschreiben.

Kannst Du für uns in wenigen Worten zusammenfassen, was Pimcore als Plattform auszeichnet und wie es sich von einem reinen Content Management System unterscheidet?

Die Pimcore Plattform zeichnet sich in erster Linie durch die Flexibilität aus, die sie bei der Bereitstellung von Inhalten für mehrere Kanäle und als leistungsfähiger Datenaggregator bietet. Sie unterscheidet sich vom klassischen CMS durch ihre umfassenden Daten- und Asset-Management-Funktionen und erleichtert die Anpassung an die jeweiligen Ausspielungskanäle. Dies können neben der Website auch Apps, digitale Displays oder sogar gedruckte Inhalte sein.

Für welchen Anwendungsfall würdest Du einem Kunden empfehlen, auf Pimcore statt auf eine CMS-Lösung zu setzen?

Ich denke, dass Pimcore immer dann die bessere Lösung ist, wenn es neben den rein redaktionell aufbereiteten Inhalten umfangreiche und häufig zu aktualisierende Daten gibt – etwa bei Produktdaten. Außerdem eignet sich Pimcore hervorragend für die Bereitstellung von Daten für mehrere Kanäle. Darüber hinaus sind die Asset-Management-Fähigkeiten, also vereinfacht gesagt, die Verwaltung und Automatisierung von Daten und Datenströmen, ebenfalls ein großes Plus gegenüber herkömmlichen CMS-Lösungen.

Viele Unternehmen suchen nach einer Lösung, um ihre Produktinformationen zentral zu sammeln und zu harmonisieren. Inwieweit kann Pimcore hier eine Lösung bieten?

Pimcore eignet sich hervorragend für die zentrale Erfassung und Harmonisierung von Produktinformationsdaten. Durch die Verwendung des eingebauten Objektklassen-Editors bietet es große Flexibilität bei der Aktualisierung und Erweiterung von Datenstrukturen, während die Schnittstellenanbindung per REST- oder GraphQL-API-Fähigkeiten eine nahtlose Bereitstellung der Daten an alle erforderlichen Kanäle ermöglicht. Darüber erlaubt die Datenverwaltung in Pimcore die Definition und Verwendung von Zugriffsrechten, Daten-Workflows, Versionierung, Tags und Zeitplanung. Das macht diese „Zentrale für das Produkt-Informations-Management“ entsprechend benutzerfreundlich.

Eine Schlüsselrolle kommt Pimcore bei der Verwaltung von Produktdaten zu – dem Product Information Management (PIM). Was ist darunter zu verstehen? Kann die Open-Source-Lösung hier mit den Angeboten kommerzieller Anbieter konkurrieren?

Die Software bietet viele Datenmanagementfunktionen, die für ein PIM unerlässlich sind. Durch die Zentralisierung von Produktinformationen bei gleichzeitiger Multi-Channel-Bereitstellung ermöglicht Pimcore den Unternehmen, ihre Daten zu bündeln und zugänglich zu machen. Als "Enterprise-Level"-Lösung konkurriert die Pimcore Plattform mit ERPs und anderen kommerziellen Lösungen. Das bestätigt übrigens auch das Beratungsunternehmen Gartner, das die Open Source Lösung regelmäßig positiv in seinen Bewertungen listet.

Wo siehst Du die Stärken und Schwächen von Pimcore im Vergleich zu kommerziellen Lösungen?

Leistung, Flexibilität und Erweiterbarkeit sind die Hauptstärken von Pimcore. Ein Schwachpunkt ist vielleicht die im Vergleich zu anderen CMS geringere Unterstützung der Open-Source-Version. Die bieten oft mehr „Out-of-the-box“-Lösungen in Form von Extensions oder Plug-ins. Pimcore ist da eher die maßgeschneiderte Software, die auf die individuellen Anforderungen des Kunden eingeht.

Mal angenommen, ein Unternehmen plant die Einführung einer PIM Lösung. Inwieweit kann Pimcore eine vorbereitende Rolle bei der Einführung eines zentralen PIMs spielen?

Viele Unternehmen nutzen die Software gerne als Prototyping Tool im Vorfeld ihrer finalen Entscheidung für eine kommerzielle PIM-Lösung. Später kann dann entschieden werden, ob Pimcore selbst diese Rolle übernehmen soll oder die bereits gepflegten Daten in ein anderes System exportiert werden.

Ein Unternehmen, das Pimcore als PIM einsetzt, kann also später auf eine kommerzielle Lösung umsteigen? Wie komplex wäre das?

Ja, im Prinzip schon. Das hängt aber auch ein wenig von der Komplexität der PIM-Daten und den Importmöglichkeiten der kommerziellen Lösung ab. Pimcore sieht diese Möglichkeit aber ausdrücklich vor.

Pimcore wird oft als Digital Experience Plattform bezeichnet. Kannst Du uns die Idee einer solchen Plattform ein wenig näherbringen? Aus welchen Bausteinen besteht Pimcore und wie interagieren diese miteinander?

Pimcore bietet die Bereitstellung von Daten über mehrere Kanäle, während alle Daten in einem zentralen Speicher aufbewahrt werden. Ob Website, Shop, Social Media oder die gedruckte Broschüre – alle bedienen sich an der gleichen Datenbasis. Das reduziert Aufwände gewaltig und garantiert, dass die Informationen kanalübergreifend auf dem gleichen Stand sind. Um ein wenig ins Detail zu gehen: Pimcore unterteilt Daten in Dokumente (etwa die, die standardmäßig auf der Website und in mehrere Sprachen bereitgestellt werden), Assets (alle Arten von Dateien, also Bilder, Office-Dokumente, PDFs usw.) und Objects (die alle Arten von strukturierten Daten speichern). Pimcore erlaubt die Verwendung von Assets auf Dokumenten und Objekten, kann verschiedene Arten von Objekten und Objektlisten in Dokumenten anzeigen und erlaubt die Verknüpfung verschiedener Datentypen miteinander durch die Verwendung von Properties. So viel erst einmal für die interessierten Leser aus der IT-Abteilung (Mircea lacht).

Eine Komponente der Open-Source-Software ist das sogenannte Digital Commerce Framework? Heißt das, ich kann Pimcore auch als Shoplösung einsetzen? Welche Erfahrungen hast Du hier bereits gemacht?

Absolut richtig - Pimcore bietet eine großartige Demolösung für Digital Commerce. Als Shop-Lösung würde ich es aber nur für komplexere Szenarien wie Web-Apps oder die Verknüpfung mit verschiedenen APIs empfehlen. Hier bieten andere Shop-Plattformen mehr „Ready-to-use“-Lösungen, die eine Umsetzung meist günstiger machen. Es kommt aber – wie gesagt – auf die spezifischen Anforderungen des Kunden an.

Eine weitere Schlüsselkomponente ist das Digital Asset Management (DAM)? Kannst Du das kurz näher erläutern? Gib mal ein einfaches Beispiel für den sinnvollen Einsatz eines solchen DAM?

Pimcore kann als zentraler Speicher für alle Arten von Dateien verwendet werden. Es ermöglicht dabei auch die Verwaltung von Meta-Eigenschaften, Eigenschaften und Tags und bewahrt gleichzeitig alle früheren Versionen der Dateien auf. Ein Anwendungsfall, der mir in den Sinn kommt, ist die Aufbewahrung von Bilddaten. Die haben oftmals einen Urheber, ein zeitlich begrenztes Nutzungsrecht und dürfen nur über einen bestimmten Zeitraum oder in einem bestimmten Kontext genutzt werden. Diese Daten kann man mit der Bilddatei verknüpfen und so z.B. sicherstellen, dass diese nur im erlaubten Medium oder über einen definierten Zeitraum angezeigt wird.

Eignet sich Pimcore nur als Plattform und Basis für einen Internetauftritt? Oder gibt es andere Zwecke, für die die Software verwendet werden kann?

Dafür ist die Software natürlich prädestiniert, da Sie ja auch ein eigenes CMS Modul beinhaltet, die sogar das Frontend Editing von Inhalten erlaubt. Darüber hinaus eignet sich Pimcore aber auch als Datenaggregator aus verschiedenen Kanälen wie ERP und APIs. Unser Standort in Stuttgart nutzt Pimcore zum Beispiel als Datendrehscheibe für die Messe Stuttgart, die alle Systeme miteinander kommunizieren lässt. Die Einsatzmöglichkeiten sind also vielfältig und gehen weit über die Funktionen eines reinen CMS hinaus.

Um noch eine letzte Frage zu stellen: Pimcore ist ja auch als digitale Kundenplattform geeignet. Kannst Du kurz erklären, was es damit auf sich hat und wie sich dieses Feature für die individualisierte Kundenansprache nutzen lässt? Hast Du ein Beispiel?

Pimcore ermöglicht die Zentralisierung aller kundenbezogenen Daten in einem einzigen Datenspeicher über mehrere Kanäle hinweg und bietet gleichzeitig Targeting-Funktionen zur Personalisierung der für jede Kundengruppe bereitgestellten Inhalte. Ein gutes Beispiel wäre eine nahtlose Kundenerfahrung zwischen der Website eines Unternehmens und einer mobilen App, während die Kundendaten z.B. mit dem CRM der Support-Abteilung synchronisiert werden.

Mircea, vielen Dank für diesen detaillierten Einblick in die Welt der Digital Experience Plattform Pimcore.