Kuck mal, wer da spricht

Noch vor kurzem als Kuriosum belächelt, erschließen Sprachassistenten heute einen riesigen Markt. Das wissen auch Google & Co.

Sprachassistenten erfreuen sich wachsender Beliebtheit, mit ihnen lassen sich Berufsleben und Alltag effizienter und komfortabler gestalten. Noch sprechen wir allerdings wenig mit unseren technischen Geräten. Und obwohl dieses Verhalten für die meisten von uns ein Indikator für geistige Gesundheit ist, wird sich unser Umgang mit diesen Geräten schon bald ändern. Sprachsteuerung heißt das Mensch Maschinen Interface der Zukunft, in der wir – schöne neue Welt – von hörenden, verstehenden und sprechenden Geräten umgeben sein werden.

Wie Sprachassistenten das Reden lernen

Die Sprachsteuerung basiert auf Künstlicher Intelligenz (KI) und dem Internet der Dinge. Ein wichtiger Bestandteil von KI, also der Imitation einer menschenähnlichen Intelligenz, ist das Machine Learning. Diese künstliche Generierung von Wissen, kann durch Sammeln und Auswerten von Daten geschehen. Mit KI sorgen lernende Algorithmen für eine sinnvolle Verarbeitung der Spracheingabe. Technische Voraussetzung dafür ist das Internet der Dinge, also die Vernetzung einzelner Gegenstände wie zum Beispiel Küchengeräte und Smartphones miteinander. 

Ring frei

Dank des kontinuierlichen Entwicklungsschubs in diesen Bereichen, erfreuen sich die Sprachassistenten laut einer Studie des Marketing-Software Anbieters HubSpot einer wachsenden Akzeptanz.

Das erschließt natürlich einen gewaltigen Markt, auf dem neben vielen namenhaften IT-Konzernen wie Samsung oder Huawei, auch das Who‘s Who der Internetgiganten wie Apple, Amazon, Google und Microsoft um Anteile kämpfen.

Siri, Alexa, Assistant und Cortana  ein Überblick:

Apple Siri
Im Bereich der Sprachassistenten ist Apple seinen Konkurrenten um Jahre voraus, denn Siri ist schon seit 2011 in das iPhone integriert. Während andere Sprachassistenten zwischen zwei bis acht Sprachen beherrschen, ist Siri in ca. 20 Sprachen verfügbar.

Doch Siri könnte seinen Marktvorsprung schon bald verlieren. Der Apple-Konzern verzichtet zum Schutz der Privatsphäre der Nutzer auf ein umfangreiches Sammeln von Daten. Diese aber sind eine Voraussetzung für das Machine Learnig. Dazu bietet er Drittentwicklern mit SiriKit nur eine sehr bescheidene Schnittstelle an. Eine Vernetzung von Siri ist außerdem nur für weitere Apple-Produkte vorgesehen.

Gefahr droht zudem von der Konkurrenz, denn mittlerweile bieten auch Google und Microsoft eine Sprachsuche für iPhones an.

Amazon Alexa
Obwohl Alexa mit dem Smart-Home-Lautsprecher Echo erst seit 2016 auf dem Markt ist, wartete Alexa auf der diesjährigen CES, der weltweit größten Hightech-Messe, bereits mit ca. 700 Produkten, Skills und Diensten auf. Um Alexa so weit wie möglich zu verbreiten, hat Amazon die Schnittstellen freigegeben. Mit Erfolg, denn führende Autohersteller wie BMW, Volkswagen oder Ford nutzen diesen Dienst bereits oder ziehen eine Nutzung in Erwägung.

Auch auf dem Gebiet Smart-Home stürmt Amazons Alexa mit Riesenschritten auf den Markt. Mit Hilfe der umfangreichen Skills möchte Amazon viele Hersteller gewinnen, die ihre fernsteuerbaren Geräte und Installationen miteinander vernetzen, Abläufe automatisieren und so für eine Erhöhung von Wohnqualität, Sicherheit und Energieeffizienz sorgen.

Als ein weiteres Einsatzgebiet für Alexa ist eine Integration in Motorola Smartphones geplant.

Google Assistant
Mit dem Google Assistant drängt ein weiterer der ganz Großen auf den Markt. Anfangs im Smartphone Sektor nur in Googles Pixel Phone installiert, läuft er seit kurzem auch auf allen Smartphones mit 7.0 Nougat und 6.0 Marshmallow.

Auf dem Smart-Home Sektor ist Google mit seinem Smart-Home-Lautsprecher „Google Home“ bisher nur in Amerika und England vertreten. Wann diese Geräte auch in Deutschland erhältlich sein werden, ist nicht bekannt. Google hat seine Software geöffnet und so eine umfangreiche Vernetzung technischer Geräte und Abläufe ermöglicht. Außerdem hat Google gegenüber all seinen Konkurrenten einen unschlagbaren Vorteil: Durch den derzeit am weitesten verbreiteten Browser Google Chrome, kann er eine Vielzahl persönlicher Daten speichern und auswerten und so seinen Assistenten kontinuierlich und automatisiert weiterentwickeln und verbessern.

Microsoft Cortana
Obwohl der Sprachassistent Cortana in acht Sprachen kommunizieren kann, ist seine Verbreitung sehr überschaubar. Die Integration beschränkt sich auf Windows 10, Windows Mobile (die Verbreitung des Windows-Mobile-Phones lag 2016 weltweit unter einem Prozent) und der Xbox One sowie einigen, nur in Amerika erhältlichen, Apps.

Doch auch Microsoft möchte seinen Marktanteil weiter ausbauen und kooperiert dazu mit renommierten Unternehmen. So soll zusammen mit dem Hi-Fi-Komponenten Hersteller Harman/Kardon ein Smart-Home-Lautsprecher auf den Markt gebracht werden. Mit dem Halbleiterhersteller Intel arbeitet Microsoft an einer Sprachaktivierung für PCs, die auch über weite Distanzen möglich sein soll.

Technik, die begeistert

Der Markt für die intelligenten Sprachassistenten ist riesig und die Einsatzmöglichkeiten groß. So ist es durchaus denkbar, dass viele Unternehmen einen festen Sektor für Ihr Angebot finden. So wird sich zum Beispiel die treue Apple-Community weiterhin in ihrem geschützten Apple-Universum bewegen. Google und Amazon teilen sich durch ihren Vorsprung bei Datensammlung und dem Wissen über Nutzervorlieben den Smart-Home Bereich und Microsoft könnte auf dem Sektor PC und Gaming marktführend sein.

Fazit

Ganz klar, mit Sprachassistenten lassen sich die unterschiedlichsten Abläufe in vielen Bereichen automatisieren, sie erleichtern Arbeits- und Privatleben ungemein.

Doch trotz aller Vorteile, den diese Sprachassistenten bieten, gibt es doch auch eine Menge Fragen in Bezug zum Datenschutz, wie zum Beispiel:

  • Wohin gehen die Daten, die diese Assistenten so fleißig sammeln und was geschieht mit ihnen?
  • Wie sicher ist der Transfer unserer Daten? Können sie gehackt werden und zeigen so potentiellen Einbrechern einen perfekten Stundenplan über unsere Anwesenheit, in dem sie anzeigen, wann das Licht an geht oder die Heizung hochfährt?
  • Was ist, wenn ein Besucher unseres so smart vernetzten Homes gar nicht möchte, dass seine Daten gesammelt werden?
  • Und was ist mit dem Grundsatz der Datensparsamkeit, dass das System einer möglichst umfangreichen Datenerhebung ad absurdum führt?